Bedürfnisse in Beziehungen
Bämm knallt sie die Tür zu und rennt schimpfend davon.
„Ihr seid zu zweit und ich bin allein!“
Der ganze Frust meiner pubertierenden Tochter entlädt sich, weil sie nicht bekommt, was sie möchte.
Dabei ruhig und bei mir zu bleiben fällt mir nicht leicht.
Und mit etwas Abstand kann ich sie sogar verstehen.
Wie geht´s mir, wenn meine Wünsche und Bedürfnisse nicht erfüllt werden?
Bin ich überhaupt in der Lage, sie so radikal klar und deutlich zu äussern?
Ist es nicht sogar eine Fähigkeit und Qualität sie so unmissverständlich zu spüren und dafür einzustehen?
Wie viele Paare scheitern schon an dieser scheinbar einfachen Aufgabe.
Wenn ich Klienten in meiner Praxis frage: „Welche Bedürfnisse hast Du in Deiner Partnerschaft?“
Dann kommen fast immer solche Allgemeinplätze wie: „Ich möchte geliebt werden“ oder „ich möchte glücklich sein“ oder „ich möchte mich geborgen fühlen.“
Wenn ich dann nachfrage, was denn unter „geliebt werden“ konkret gemeint ist, kehrt sehr oft Stille ein und ich werde oft gar nicht verstanden, was ich damit meine. So selbstverständlich ist uns das Bild, das wir uns „unter geliebt werden“ vorstellen.
Dabei gibt es eine riesige Bandbreite was Menschen unter „geliebt werden“ verstehen. Ein Mensch empfindet sich geliebt, wenn er vom Partner kleine Gesten der Liebe bekommt, wie z.B. den Kaffee ans Bett zu bringen.
Wieder jemand anderes versteht darunter 3x am Tag intim zu sein.
Jemand ganz anderes fühlt sich geliebt, wenn einmal in der Woche ein tiefes Gespräch zustande kommt.
Ich könnte diese Liste ewig fortsetzen.
Wenn wir wollen, dass unsere Partnerschaften und Beziehungen gelingen, dann müssen wir lernen Verantwortung für unsere Bedürfnisse zu übernehmen.
Es überfordert jede Beziehung, wenn wir vom Partner erwarten, dass er oder sie spürt, was wir brauchen.
Er /Sie soll wissen, was wir nicht einmal selbst wissen und in der Lage sind zu formulieren.
Das kann nur in die Hose gehen!
Wie sieht´s denn mit Deinen Bedürfnissen aus? Wie klar bist Du Dir darüber? Wie konkret kommunizierst Du sie? Oder verschonst Du Dein Gegenüber mit Deinen Bedürfnissen?